Bilder 2013 – 2014

„Und an windigen Tagen sieht man, wie der Wind Blätter herumwirbelt, obwohl es hier, wie du siehst, gar keine Bäume gibt“
Juan Rulfo

Auch wenn wir davon reden, dass wir uns ein Bild ansehen, greifen wir doch, wenn wir ein Bild sehen,  auf vorangegangene Erfahrungen all der Sinnesorgane zurück, mit deren Hilfe wir sehen, riechen, schmecken, hören und tasten. Der Bildraum setzt mehr oder weniger eine Verwurzelung im realen Raum voraus. Ein Bild ist voll von Echos vorangegangener Emotionen und Erinnerungen, Reste der Sichtbarkeit einer vermittelten Geschichte: ein vielgeteiltes Erkennen. Wo ist hier oben, wo ist unten, wo rechts, wo links? Mit der ersten Richtung findet sich eine Spur. Die Spur kann ich aufnehmen, sie kann sich ausbilden aber auch verlieren, verlaufen, in die Irre führen. Verlier ich die Spur, so suche ich die Spur, um auf sie zurückzukommen.  Die Spur setzt sich ab, sie zeigt sich auf der Bildfläche in Farbe und Form. Es kommt zu einer  neuen Unterteilung der Fläche, eine Art Camouflage, alte und neue Spuren, die sich überschneiden,  Formen, die sich verbergen, in dem sie sich in andere Formen eingliedern. Zwischen Bildfläche und Bildgegenstand, zwischen Realraum und Bildraum, zwischen der Materialität des Bildes und seiner Wirkung pendelt sich die Orientierung ein:  dort an der Wand zeigt sich mit dem Bild mal nah, mal fern, mal von seinen Rändern her, mal aus seiner Mitte heraus zwischen dem Inneren des Bildes und den Rändern des Bildkörpers eine Art Wahrscheinlichkeitsdichte.
JG

 

 

“And on windy days, one sees how the wind whirls around the leaves, even though, as you can see, there are no trees here”
Juan Rulfo

Even when we talk about looking at a picture, we do, indeed, when looking at a picture, fall back on experiences previously gained by all the senses with which we see, smell, taste, hear, and feel. The space of the image more or less presupposes a being rooted in real space. A picture resonates with past emotions and memories, with what has remained of the visibility of a conveyed history: a cognition divided in multiple ways. Where is up and where is down, where is right and where is left? A trace can be discerned with the first direction taken. I can follow the trace, it may become stronger or lose itself, get lost, lead astray. If I lose the trace, I search for it in order to return to it. The trace stands out; it shows itself on the picture surface in color and form. The surface is newly divided, a sort of camouflage, old and new traces cross each other, forms hide by integrating themselves in other forms. Orientation settles down between picture surface and picture subject; between real space and image space. Between the materiality of the picture and its effect: showing itself over there on the wall variably from near or from far, from its edges or its center. Between the inside of the image and the borders of its pictorial body, is a density of probability.
JG